Informationen über unser interessantes Kirchgebäude

Informationen über unser interessantes Kirchgebäude

 

 

Die Martin-Luther-Kirche unserer Concordia-Gemeinde ist 1934 als Saalkirche an die neugotische Kapelle von 1880/1921 angebaut worden. Architekt war Fritz Höger (der "Klinkerfürst des Nordens": Chilehaus in Hamburg, Anzeiger-Hochhaus Hannover). Die Bürgerstiftung Celle hat im Jahr 2008 in der Vorstellung der architekturMEILE (gedacht als Rundgang einer "Sehmeile") 28 Bauwerke der Celler Innenstadt aufgenommen, die architektonisch außerordentlich interessant sind. Unter der Nr. 18 ist auch unsere Martin-Luther-Kirche aufgenommen:

 

Dietrich Klatt: architekturMEILE, Seite 54+56

 

„So klein und unaufwändig Ihr Kirchlein auch ist, so ist sie doch eine meiner besten Leistungen“, schreibt der Erbauer des weltberühmten Chile-Hauses in Hamburg. Und des Anzeiger-Hochhauses in Hannover, der in Schleswig-Holstein geborene expressionistische Architekt Fritz Höger nicht ohne Stolz an die Concordia-Gemeinde in Celle. Und nach der Einweihung der Martin-Luther-Kirche feiert die örtliche Presse den Bau als „Frühlingsboden nordischer Baukunst“ und fährt fort, „dass Celle durch die Martin-Luther-Kirche mit seinem Bauwerk begnadet ist, das spätere Generationen einmal als Gradmesser des hohen Kulturwillens unserer Stadt nehmen werden.“

 

Heutzutage kennen nur wenige Celler die hinter dem weißen Kirchgiebel sich verbergende Kirche. Allerdings fällt das spitzbogige, aus kostbaren, zum Teil vergoldeten Klinkern gemauerte Eingangsportal dem flüchtigen Betrachter in den Blick. Das „kleine Kirchlein“ ist es wert, näher und intensiver betrachtet zu werden.

 

Im Inneren der einschiffigen Saalkirche wird der Weg vom Eingang zur Apsis mit Altar, Taufe und Kanzel vom Rhythmus der spitzbogigen Rippen des Gewölbes begleitet. „Mit voller Absicht baute ich die Apsis ohne Fenster“, schreibt Höger. „Aus unsichtbaren Quellen flutet das Licht herein, ein Symbol des göttlichen Lichts, das aus der Unendlichkeit herabströmt.“

 

Für Höger musste der norddeutsche Kirchbau ein Backsteinbau sein, folgerichtig führen zwei aus Klinkern aufgemauerte Stufen zum schlichten Block des Backsteinaltars. Der Rückgriff auf romantisch-nationale Ideen beim Bau, wie er sich bei den feingliedrigen Sprossenfenstern, dem steilen Satteldach, den gotisierenden Bögen beim Stufenportal oder den holzrippen des Innenraums offenbart, prägt auch die Sprache Högers, wenn er etwa bei der Einweihung der Kirche davon spricht, dass es „höchste Absicht“ sei, „heroisch, sakral, heldisch“ zu bauen. „Es kommt nicht auf die Größe der Kirche an, es kommt auf das geistige Ausmaß an, wie dies sich in Holz, Stein, Eisen seine Formung sucht. Mir kam es darauf, bewusst hineinzubauen die Mystik des Lichts.“ Dem heutigen Leser ist das überhöht Emotionale der expressionistischen Ausdrucksweise für Architektur fremd geworden. Der schlichte, fast schmucklose Bau überzeugt durch das konsequente Verfolgen eines gotisierenden Formprinzips mit deutlicher Akzentuierung weniger, für das christliche Geschehen wichtiger Details: Blattgold liegt auf einigen Steinen des Eingangs zur Kirche, golden strahlt das einfache Altarkreuz vor dem Weite vermittelnden, „mystischen“ Himmelblau der Apsis. Höger: „In einer bedrohten Welt ist die Hinwendung zu Gott die Rettung. Sie kommt von ihm, der sich über dem Altar von diesem Raum her in Wort und Sakramenten offenbart.“


Der Entwurf Högers „für einen später vorgesehenen Turmbau“ ist nicht zur Ausführung gekommen. Die enge formale Verwandtschaft zum Kirchenbau wird sichtbar in der Kontur des geplanten Turmes. Seine Sockelzone steigt leicht abgeschrägt aus dem Boden hervor, wie die Strebepfeiler an den seitlichen Traufwänden der Kirche; die konkaven Kurven der Nadelspitze des Turmes wiederholen in umgekehrter Weise die konvexen Bögen des Eingangsportals. Die Konturen des 1962 aufgeführten Turmes haben nicht die Einheit suchende Logik und Sentimentalität der formalen Gestaltung wie bei Högers Plan.



Auf der Schautafel steht

 

1934 Bau einer Saalkirche an die alte neogotische Kapelle (1880 errichtet; heutiger Gemeindesaal), welche vor ihrer Umsetzung an diesen Ort in der Celler Marienstraße stand.

Bauherrin des Neubaus: Concordia-Gemeinde, Ev.-Luth. Freikirche in Celle

Architekt: Professor Fritz Höger, Hamburg.

 

1962/63 Bau eines Glockenturmes. Architekten: Heinrich Karl Schultz und Stadtbaumeister Fritz Schmidt. Vier Glocken: as' (Concordia), b' (Luther), c'' (Lucas) und es' (Stephanus).


Die siebenjochige Saalkirche mit einem Spitzbogenportal, das mit zum Teil vergoldeten Backsteinen aufgemauert wurde, ist hervorragendes Beispiel expressionistischer Gestaltung in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Der Gotik entlehnte Wandscheiben gliedern das Innere der Kirche und führen den Blick sogartig zum Chorraum. Der hoch liegende Altar, durch speziellen Fugenverstrich handwerklich hervorgehoben, unterstreicht den Satz: "Ein feste Burg ist unser Gott". Der Chorraum wird indirekt von oben durch ein in der Dachkonstruktion verborgenes Fenster erleuchtet. Dieses indirekte Licht, verbunden mit dem Himmelsblau des Chorraumes sowie dem schwebenden Christus, setzt die Aussage in Architektur um:  "In einer bedrohten Welt ist die Hinwendung zu Gott die Rettung. Sie kommt von ihm, der sich über dem Altar von diesem Raum her in Wort und Sakrament offenbart."